Allerheiligen und Allerseelen

Gedenken, Hoffnung und Verbundenheit
Artikel vom 1. November 2025
Allerheiligen – Fest der Heiligen und stiller Feiertag
Ab dem 4. Jahrhundert ist ein Fest für alle Heiligen überliefert. Die frühen Christen gedachten am Sonntag nach Pfingsten aller Heiligen, denn sie waren vom Osterfest lange nicht wegzudenken. Dieser „Herrentag aller Heiligen“ geht auf Johannes Chrysostomus zurück und wurde damals am Oktavtag von Pfingsten gefeiert – ein Brauch, der sich in der griechisch-orthodoxen Kirche bis heute erhalten hat.
Das Leben der Heiligen wurde als Spiegel des Heilsgeschehens an Ostern verstanden, wie es der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief beschreibt, wenn er von der Auferstehung spricht.
Vom Pfingstfest zum 1. November
Ab dem 8. Jahrhundert verblasste der Zusammenhang zwischen Ostern und dem „Herrentag aller Heiligen“. In Irland wurde das Fest erstmals am 1. November gefeiert – in einer Zeit, in der der Winter begann und das neue Jahr eingeläutet wurde. Irische Missionare brachten dieses Fest im 9. Jahrhundert auf den europäischen Kontinent.
Der Termin passt bis heute gut in den sogenannten Totenmonat November, denn Christen wissen sich durch Jesus Christus mit den Verstorbenen verbunden. Die sichtbare Vergänglichkeit der Natur lenkt den Blick auf das Leben nach dem Tod und die Heiligen als Vorbilder.
Die Einführung durch Papst Gregor IV.
Im Jahr 835 setzte Papst Gregor IV. das Fest offiziell im kirchlichen Kalender fest. An Allerheiligen gedenkt die Kirche nicht nur der vom Papst heiliggesprochenen Männer und Frauen, sondern auch jener Menschen, die im Stillen ihren Glauben gelebt haben.
Papst Franziskus greift dieses erweiterte Verständnis in seinem Schreiben Gaudete et exsultate („Freut euch und jubelt“) auf: Heiligkeit zeigt sich im Alltag – in Güte, Mitgefühl und Nächstenliebe.
Ursprung im alten Rom
Liturgiegeschichtlich liegt der Ursprung des Allerheiligenfestes in der Weihe eines früheren heidnischen Tempels in Rom. Das Pantheon – ursprünglich „allen Göttern“ gewidmet – wurde im Jahr 609 von Papst Bonifatius IV. der Gottesmutter Maria und allen Märtyrern geweiht. Seither trägt es den Titel „Maria, Königin aller Märtyrer“ und erinnert daran, dass Glaube und Hoffnung stärker sind als Vergänglichkeit.
Heilige als Vorbilder
An Allerheiligen gedenken Christen der großen Heiligen wie Franz von Assisi, dem heiligen Martin oder der heiligen Edith Stein. Doch es werden auch jene geehrt, deren Namen unbekannt geblieben sind.
Denn heilig ist nicht nur, wer ein außergewöhnliches Leben führt – jeder Mensch ist berufen, im Geist der Liebe und Menschlichkeit zu leben. Wer sich für Frieden, Freiheit und Nächstenliebe einsetzt, trägt ein Stück Heiligkeit in sich.
Allerheiligen – Stiller Feiertag in Nordrhein-Westfalen
Allerheiligen ist in NRW ein stiller Feiertag.
Nach § 6 des Feiertagsgesetzes sind an diesem Tag von 5 bis 18 Uhr unter anderem folgende Aktivitäten untersagt:
- Märkte, Ausstellungen und ähnliche Veranstaltungen
- Sport- und Volksfeste, Zirkus- und Freizeitveranstaltungen mit Unterhaltung
- Der Betrieb von Spielhallen und Wettannahmestellen
- Unterhaltende Darbietungen in Gaststätten
- Öffentliche Tanzveranstaltungen
Neben Allerheiligen gelten auch Karfreitag, Totensonntag und Volkstrauertag als stille Feiertage.
Diese Regelung soll die Möglichkeit zur stillen Besinnung, zum Gebet und zum Gedenken an die Verstorbenen bewahren.
Allerseelen – Fürbitte und Hoffnung für die Verstorbenen
Am 2. November, also einen Tag nach Allerheiligen, feiert die Kirche das Fest Allerseelen. Es wurde im Jahr 998 von Abt Odilo von Cluny eingeführt und dient bis heute der Fürbitte für die Verstorbenen. Die Gläubigen beten für die Vollendung der Seelen bei Gott und vertrauen darauf, dass gute Werke im Diesseits auch den Verstorbenen im Jenseits zugutekommen.
Gräbersegnung – Zeichen lebendiger Erinnerung
Ein fester Bestandteil von Allerseelen ist die Gräbersegnung. Christen besuchen die Ruhestätten ihrer Angehörigen, schmücken sie mit Kerzen und Blumen und beten für ihre Verstorbenen.
Diese Tradition ist Ausdruck der Hoffnung auf die Auferstehung und der bleibenden Verbindung zwischen Lebenden und Toten.
Gebete und Texte finden sich u. a. im Gotteslob (Nr. 680,8 und 655) oder online auf den Seiten des Erzbistums Köln.
Glaube an das Fegefeuer
Das Doppelfest Allerheiligen und Allerseelen erinnert auch an die Lehre vom Fegefeuer, die beim Konzil von Trient geprägt wurde. Es steht für die Reinigung der Seele, bevor sie in die himmlische Vollendung eingeht – kein Ort der Strafe, sondern der Hoffnung.
Durch Gebet, Fasten und Buße können Gläubige den Verstorbenen helfen, schneller in die Gemeinschaft mit Gott zu gelangen.
Christen gedenken der Toten, weil sie leben, nicht damit sie leben.
Das Gedenken bewahrt die Würde jedes Menschen über den Tod hinaus.
